02.07.2010

Schicksalsschläge

Tja, die können mich nicht treffen. Ich bin sicher, dass es kein Schicksal gibt, also kann es auch nicht schlagen.
Leider kann einem aber auch ohne Schicksal was Übles passieren. Man kann z.B. Krebs bekommen. Das ist zwar heute längst nicht mehr so schlimm wie noch vor 20 Jahren, aber trotzdem noch ziemlich mies.
Mir ist das zum Beispiel auch passiert. Und da ist mir etwas aufgefallen. Ich kenne ja auch eine Menge Leute, die religiös oder esoterisch orientiert sind. Und natürlich trifft es dann auch mal einen Bekannten aus dem Bereich. Nun könnte man ja meinen, dass die Religion in so einem Fall Trost spendet. Man kann um Heilung beten oder um eine wie auch immer geartete Hilfe seines jeweiligen Gottes, und man kann auf ein Leben nach dem Tod hoffen.
Nun, bei meinen Bekannten funktioniert das nicht. Sie quälen sich mit Gedanken, was sie falsch gemacht haben könnten, ob die Krankheit eine Strafe ihres Gottes ist oder was für eine Botschaft er ihnen wohl mit Hilfe der Krankheit schicken will.
Da habe ich es echt besser. Ich weiß, das jede Zellteilung mit dem Risiko einer DNA-Schädigung behaftet ist. Und wenn das Immunsystem eine defekte Zelle nicht erkennt, dann ist es passiert. So gesehen ist es eine Frage von Wahrscheinlichkeit und Statistik. Da brauche ich mich nicht zu fragen "Warum gerade ich?"
Ich kann mich drauf konzentrieren, das zu tun, was für eine Heilung nötig ist, und mein Leben so gut wie möglich weiter zu leben.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Es ist nicht so, dass mich die Krankheit nicht psychisch belastet. Aber meinen Bekannten geht es deutlich schlechter.
Atheismus ist vielleicht nicht eine Quelle des Trostes. Er ist aber vor allem nicht die Quelle von Ängsten.

2 Kommentare:

  1. Nein, Religion an sich spendet keinen Trost und Kirche schon gar nicht, jdenfalls mir nicht.

    Eine (Wieder)Hinwendung zur Spiritualität hat mir persönlich aber durchaus Erfahrungen gebracht, die ich gerade auch im Zusammenhang mit einem solchen "Schicksalsschlag" als wertvoll und hilfreich empfinde.

    Als "gelernter" Naturwissenschaftler ist mir die teilweise doch sehr naive Gottesvorstellung der meisten "offiziellen" Religionsvertreter und natürlich auch vieles vom damit verbundenen Brimborium fremd. Andererseits hatte und habe ich kein Problem ein spirituelles Verhältnis zum Lene in diesem Universum neben meiner betont wissenschaftlichen Weltsicht unterzubringen.

    Die Missionierungsbemühungen, die Intoleranz, die kindischen Peinlichkeiten und vor allem die Menschenrechtsverletzungen durch die offiziellen und inoffziellen Religionsvertreter im Namen irgendeines Gottes oder sogar angeblich durch Gott persönlich sanktioniert, die mittlerweile wieder inflationäre Konjunktur haben, erschrecken mich allerdings, und ich halte diese Entwicklung für brandgefährlich.

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  2. Ich habe Zeiten gehabt, wo mir der Glaube sehr geholfen hat. Heute habe ich ihn nicht mehr nötig. Aber ich würde nie versuchen, jemandem seine Religion oder spirituellen Vorstellungen auszureden. Schließlich bin ich kein Missionar. Spirituelle Erfahrungen sind mir ja nicht fremd - auch heute nicht. Ich verbinde sie nur nicht mit etwas grundsätzlich Jenseitigem. Das Universum ist verdammt groß und komplex. Wir verstehen zwar mehr davon als die andern Schimpansenarten, aber die Vorstellung, wir wären die Tierart, die alles verstehen kann, scheint mir etwas größenwahnsinnig.
    Man sollte diese Verständnislücken akzeptieren und sie nicht durch "können wir nicht verstehen, ist also ein Beweis für xxx" zustopfen. Wobei xxx für einen Gott oder Aliens oder was auch immer steht.

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